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Longieren mit dem Hund

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Wer seinen Hund psychisch und physisch auslasten möchte, steht vor der Qual der Wahl. Das Angebot an Hundesportarten und Trainingsmöglichkeiten ist schier endlos, sodass für jedes Mensch-Hund-Team das passende dabei ist. Eine relativ neue Aktivität ist das Longieren, bei der die Bindung Zwei- und Vierbeiner im Vordergrund steht.

Was ist Longieren?

Das Longieren ist Ihnen womöglich im Zusammenhang mit Pferden bekannt, denn es nimmt einen essenziellen Part in der Ausbildung dieser Tiere ein. Doch auch erwachsene Pferde profitieren von dieser Übung, vor allem, wenn diese eine lange Stehzeit hinter sich haben. Denn durch das Training wird die Kondition gesteigert und die Muskulatur gelockert, ohne die zusätzlichen Belastung durch das Körpergewicht des Menschen. Dieser reitet das Tier nicht, sondern steht mittig in einem Kreis und führt es an einem Seil (Longe).

Das Pferd läuft außerhalb dieses Kreises und lernt, der Person zu vertrauen und ihren Anweisungen Folge zu leisten. Diese Zusammenarbeit fördert die Beziehung zwischen Mensch und Tier, weshalb immer mehr Hundehalter diese Trainingsmethode für sich und ihren Liebling entdecken.

Reiterin longiert Pferd auf dem Reitplatz
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Longieren mit dem Hund

Ebenso wie bei der Arbeit mit Pferden, steht der Zweibeiner mittig in einem Kreis und sein Haustier außerhalb. Ziel ist es, dass der Vierbeiner trotz räumlicher Distanz stets auf seinen Besitzer achtet und folgt. Allerdings hört sich das wesentlich leichter an, als es tatsächlich ist. Denn wie heißt es so schön „Wehren fördert Begehren“: Das Tier wird üblicherweise danach streben, in das Kreisinnere zu gelangen. Deshalb ist es auch bei diesem Hundetraining wichtig, sich langsam heranzutasten und Schritt für Schritt die Schwierigkeit zu erhöhen.

Ebenso ist es essenziell, dass Hunde eine gewisse Grundgehorsam vorweisen und Kommandos wie „Bleib“, „Sitz“, „Hier“ und „Steh“ beherrschen. Doch auch vom Hundebesitzer werden gewisse Fähigkeiten vorausgesetzt, allen voran eine eindeutige Körpersprache.

Denn das Longieren mit dem Hund baut auf der nonverbalen Kommunikation auf, verbale Kommandos werden nur zur Unterstützung integriert.

Hundetraining stärkt die Bindung

Longieren ist ein anspruchsvoller Hundesport, welcher jedoch die Bindung zwischen Mensch und Tier auf enorme Weise stärkt. Die Fellnasen lernen, dem Zweibeiner zu vertrauen und sich von diesem leiten zu lassen. Ebenso wird ihre Konzentration gesteigert und auch das Verständnis für die menschliche Körpersprache verbessert. Ein weiterer Aspekt ist natürlich, dass die Vierbeiner lernen, Grenzen zu akzeptieren. Besonders selbstständige Tiere können lernen, wie man mit dem Menschen zusammenarbeitet. Auch problematische Fellnasen profitieren von diesem Training, da sie hierbei Stress abbauen können.

Doch auch für den Hundebesitzer bringt das Training zahlreiche Vorteile mit sich. So lernt er, klar und deutlich zu kommunizieren und seine nonverbale Kommunikation gezielt einzusetzen. Gleichzeitig lernt er, die Körpersprache des Hundes zu erkennen, verstehen und nutzen. Dadurch wird nicht nur die Kommunikation ihm und seinem Haustier verbessert, sondern auch die Verbundenheit gesteigert.

Border Collie an der Schleppleine
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Die ersten Schritte

Zu Beginn muss der Vierbeiner an den Kreis gewöhnt werden und lernen, dass er diesen nicht betreten darf. Es ist daher ratsam, ihn anfangs anzuleinen und außerhalb der Tabuzone zu führen. Wenn er den „verbotenen“ Bereich betritt, wird er sofort wieder hinausgeschickt. Dort soll er in weiterer Folge durch Körpersprache in eine Richtung geleitet werden, sodass er sich außerhalb des Kreises in diese bewegt. Natürlich darf und soll die Fellnase auch belohnt werden! So darf er gerne ein Leckerli oder einen Trainingssnack bekommen, wenn er einige Schritte in die richtige Richtung spaziert.

Während sich der Hundebesitzer anfangs noch relativ nah an der Kreisgrenze befindet, bewegt er sich langsam immer näher zur Kreismitte und erhöht somit Schritt für Schritt die Distanz. Wenn sich die Fellnase an die Distanz gewöhnt und den Kreis als Tabuzone akzeptiert hat, kann die Leine abgenommen werden. Im Idealfall hat sich die Konzentration des Hundes so weit gesteigert, dass er voll und ganz auf die nonverbale Kommunikation reagiert. Dies ist der ideale Zeitpunkt, um die Schwierigkeit etwas zu erhöhen.

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Longieren für Fortgeschrittene

Da das Longieren mit Hund noch ein relativ neuer Hundesport ist, gibt es noch keine festgelegten Regeln oder Richtlinien. Die Gestaltung dieses Trainings obliegt demnach voll und ganz dem Hundehalter und dessen Zielsetzung. So können beispielsweise Kommandos, Hindernisse oder Richtungswechsel eingeführt werden. Letztere ist ohnehin empfehlenswert, um eine einseitige Belastung der Gelenke zu vermeiden. Für fortgeschrittene Mensch-Hund-Teams bietet sich auch der Aufbau eines weiteren Kreises an. Alternativ ist es natürlich auch möglich, den Kreis völlig abzubauen. Das Tier bewegt sich zwar weiterhin in einem gewissen Radius, hat jedoch keine visuelle Grenze mehr.

Für Fortgeschrittene bietet es sich auch an, weitere Hunde in das Training zu integrieren. Wie Sie sehen, können Sie den Hundesport ganz nach Ihren Wünschen anpassen!

Berücksichtigen Sie hierbei jedoch stets den Lernfortschritt Ihres Vierbeiners und überfordern ihn nicht. Immerhin soll auch er Spaß an der gemeinsamen Aktivität haben.

Tipps für das Training

Beim Longieren dreht sich alles um die Körpersprache, weshalb sich dementsprechend häufig Fehler einschleichen. Zu Beginn ist es daher ratsam, eine Hundeschule zu besuchen und/oder die ersten Trainingseinheiten von einem Hundetrainer begleiten zu lassen. Ebenso hat es sich bewährt, das Hundetraining filmisch festzuhalten, um etwaige Fehler erkennen zu können.

Das Training selbst sollte natürlich möglichst spannend für Ihren tierischen Freund sein und ihm Spaß machen. Vergessen Sie daher nicht, Ihren Liebling stets zu loben und belohnen. Leckerlis oder ein kleiner Hundekausnack stellen die ideale Belohnung dar und steigert zugleich die Motivation. Wichtig ist, dass Sie hierbei stets auf das richtige Timing achten. Andernfalls kann es vorkommen, dass Sie „falsches Verhalten“ belohnen und dieses antrainieren.

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Bei Übungen auf Distanz kann ein Clicker Abhilfe verschaffen, da er quasi eine Brücke zwischen richtiger Ausführung und Belohnung darstellt. Achten Sie jedoch darauf, die Belohnungen langsam, aber sich wieder abzubauen. Generell ist es ratsam, die Übungen und Abläufe zu variieren. Denn Hunde sind sehr schlau und prägen sich diese dementsprechend schnell ein.

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Longieren mit Hund ist absolut empfehlenswert

Für Hundehalter gibt es nichts schöneres, als eine starke Bindung zu ihrem Haustier zu haben. Diese lässt sich mit gemeinsamen Aktivitäten, wie eben das Longieren, stärken. Mensch und Tier lernen in dem Training, sich gegenseitig zu vertrauen und zu verstehen – und das auf eine spielerische Art und Weise.